Titel Dezember 2006

Dezember 2006

Keine Panik vor dem Doc

Viele Jahre arbeiten und dabei gesund bleiben – das will sicherlich jeder. Dafür muss man aber etwas tun: erstens ein wenig selbst auf sich achten und zweitens die Angebote des Betriebs nutzen, beispielsweise zur arbeitsmedizinischen Vorsorge.

Arbeitsmedizinische Vorsorge – das hört sich irgendwie bürokratisch und ein wenig abschreckend an. „Gar nicht wahr“, sagt Dr. Anette Wahl-Wachendorf. „Jeder sollte die Vorsorge beim Betriebsarzt als Chance sehen, sich über seinen eigenen Gesundheitszustand im Zusammenhang mit seiner Arbeit ein genaues Bild zu machen.“ Die Arbeitsmedizinerin arbeitet für die Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft und ist Leitende Ärztin des Zentrums Darmstadt beim Arbeitsmedizinischen Dienst der BG BAU. Sie sprach mit next über ihre Arbeit als Betriebsärztin.

next: Wozu braucht man überhaupt eine arbeitsmedizinische Vorsorge?
Dr. Annette Wahl-Wachendorf: In erster Linie, um arbeitsbedingten Erkrankungen vorzubeugen.

Welchen zum Beispiel?
Dr. Wahl-Wachendorf: Da gibt es einige. Nehmen wir die vielen Muskel- und Skeletterkrankungen, Lärmschwerhörigkeit, berufsbedingte Allergien, Hautkrankheiten und Atemwegserkrankungen.

Lassen die sich wirklich vermeiden oder treten sie nicht nach vielen Berufsjahren sowieso auf?
Dr. Wahl-Wachendorf: Wenn man früh genug anfängt vorzubeugen – am besten schon in den ersten Berufsjahren –, hat man durchaus gute Chancen, auch Berufe mit gesundheitlichen Belastungen unbeschadet ausüben zu können. Ein Baustein hierbei sind arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchungen.

Was genau wird da untersucht?
Dr. Wahl-Wachendorf: Das hängt natürlich von der geplanten Tätigkeit ab. Bei der Jugendarbeitsschutzuntersuchung, die vor Antritt des Ausbildungsverhältnisses durchgeführt werden muss, erfolgen in jedem Fall eine körperliche Untersuchung sowie weitere Checks wie beispielsweise Hör- und Sehtest. Wenn ein Jugendlicher zum Beispiel Dachdecker werden will, wird sich der Arzt sicherlich sein Muskel- und Skelettsystem genauer anschauen. Das muss bei dieser Berufswahl auf jeden Fall in Ordnung sein.

Soll dagegen ein Beruf ergriffen werden, der hautbelastende Tätigkeiten beinhaltet – beispielsweise Friseur, Reinigungsfachkraft oder Metallarbeiter – wird unter anderem nach einer gesundheitlichen Vorbelastung wie Neurodermitis gefragt.

Was geschieht denn mit den Ergebnissen einer solchen Untersuchung?
Dr. Wahl-Wachendorf: Die medizinischen Befunde werden vom Arzt dokumentiert und archiviert, die Ergebnisse werden dem Jugendlichen – und nur ihm – mitgeteilt. An den Arbeitgeber werden die medizinischen Befunde nicht weitergegeben. Auch für einen Betriebsarzt gilt die ärztliche Schweigepflicht.

Was passiert, wenn Sie bei einer Vorsorgeuntersuchung eine ernsthafte Erkrankung wie Diabetes feststellen? Bedeutet das wegen der Risiken einer plötzlichen Unterzuckerung und Ohnmacht zum Beispiel für e inen angehenden Gerüst bauer das sofortige berufliche Aus?
Dr. Wahl-Wachendorf: In einem solchen Fall berät der Arzt den Betroffenen sehr ausführlich bezüglich der Krankheit und der Gefahren, die sich aus ihr ergeben. In Einzelfällen kann es vorkommen, dass der Arzt von der Aufnahme einer bestimmten Tätigkeit abrät.


« zurück [1] [2] [3] weiter »  | Übersicht

Zum Anfang der Seite springen
 


 
Druckversion
Diese Seite empfehlen

 
Diesen Text können Sie übrigens auch als PDF-Dokument herunterladen.
Die thematisch passende UnterrichtsHilfe findet sich hier.




Home  |  Sitemap  |  Kontakt  |  Impressum  | Textversion