
Sick Building Syndrom
Es liegt was in der Luft
Wenn einem nach jedem Arbeitstag im Büro der Kopf dröhnt und die Augen tränen, muss das nicht an einer empfindlichen Konstitution liegen. Manchmal können nämlich Gebäude krank machen. Und das ist keine Spinnerei.Von vielen noch immer als reine Einbildung abgetan, gilt das Phänomen vom krank machenden Gebäude inzwischen unter Experten als Fakt: Das Sick-Building-Syndrom lässt sich nicht wegdiskutieren. Es existiert und kostet die Wirtschaft viel Geld und die in solchen Gebäuden Arbeitenden ihre Gesundheit.
Typische Beschwerden sind
- Kopfschmerzen und Schwindel
- Atemwegsreizungen
- Brennen der Augen
- häufige Erkältungen
- Hautprobleme
- Müdigkeit und Konzentrationsschwäche.
Bezeichnend für all diese Beschwerden ist, dass sie meistens nach dem Verlassen des Gebäudes verschwinden oder sich zumindest bessern. Während des Urlaubs haben die meisten der Betroffenen überhaupt keine gesundheitlichen Probleme.
Die Ursachen sind bekannt
Es gibt eine Reihe von Ursachen, die das Sick-Building-Syndrom auslösen können.
Manchmal sogar recht banale: Es wird nicht ausreichend gelüftet und das Raumklima ist extrem schlecht. Durch die bessere Isolierung und Doppelverglasung der Fenster ist ein natürlicher Luftaustausch in modernen oder modernisierten Gebäuden fast unterbunden. Das bedeutet aber, dass, wer nicht selbst die Fenster öffnet, um frische Luft rein zu lassen, ständig im eigenen Mief sitzt. Und alles, was sich zusätzlich noch so an möglichen Schadstoffen in der Luft befindet, wird mehr und mehr. Die Rechnung: „Je höher die Konzentration, desto schlimmer die Beschwerden.“ geht also durchaus auf.
In Gebäuden, in denen die Belüftung zentral geregelt ist und man die Fenster gar nicht öffnen kann, taucht das Sick-Building-Syndrom häufiger auf. Klimaanlagen sind darüber hinaus oft mit Krankheitserregern belastet, wenn sie nicht ausreichend gut gewartet werden. Die werden dann im ganzen Gebäude schön verteilt. Kein Wunder, wenn man da krank wird.
Schadstoffe in der Luft sind ebenfalls für das Sick-Building-Syndrom verantwortlich. Sie stammen aus Bodenbelägen, Möbeln oder der Anstrichfarbe. Denn die können über Jahre hinweg einen ungesunden Cocktail ausdünsten: Formaldehyd, Dioxin, Phenole, Kohlenwasserstoffe, ja sogar Pestizide.
Aus Drucker, Kopiergerät und Computern entweichen ebenfalls Stoffe, die der Gesundheit nicht unbedingt zuträglich sind.
Baubiologen machen auch elektromagnetische Felder für ein Unwohlsein verantwortlich. Wer noch dazu eine flackernde, blendende oder schlicht unzureichende Beleuchtung ertragen, im Lärm arbeiten oder ständige Vibrationen aushalten muss, weil die S-Bahn direkt am Haus vorbei fährt, ist nicht zu beneiden.
All das zusammengenommen entscheidet darüber, ob es sich ein einem Gebäude gut oder schlecht arbeiten lässt. Von den zwischenmenschlichen Dingen mal abgesehen. Denn die Psyche spielt auch eine nicht zu vernachlässigende Rolle.
Wenn du glaubst, am Sick-Building-Syndrom zu leiden, dann informiere deine Vorgesetzten und sprich es gegenüber dem Betriebsarzt an.
Was man tun kann
Wenn außer dir noch andere Kollegen unter Beschwerdenleiden, spricht vieles dafür, dass irgendetwas mit dem Innenraumklima nicht stimmt. Dann kann man auf „Fehlersuche“ gehen. Stimmt alles mit der Klimaanlage? Ist die Luftfeuchtigkeit ausreichend? Wird richtig gelüftet?
Wenn diese ersten Schritte noch nicht zur Lösung führen, können Experten Schadstoffmessungen der Luft durchführen, um herauszufinden, woher die Beschwerden kommen. Dazu kann der der Arbeitgeber die Dienste der Berufsgenossenschaften in Anspruch nehmen.
Auch die eigenen vier Wände können krank machen
Übrigens gibt es nicht nur ein Sick-Building-Syndrom in Bürogebäuden, sondern auch in Wohnräumen. Denn da liegen natürlich auch Teppiche, da stehen Möbel, die Wände sind tapeziert oder gestrichen. Man spricht dann zwar offiziell nicht von Sick-Building-Syndrom, aber da die Ursachen und Beschwerden ganz ähnlich sind, ist der Vergleich erlaubt.
Wer bei sich zuhause – oder am Arbeitsplatz - die Innenluft „frisch“ halten will, sollte
- regelmäßig lüften (Stoßlüften)
- die Luftfeuchtigkeit im Blick behalten – zu wenig ist genauso schlecht wie zu viel (Gefahr der Schimmelbildung )
- beim Renovieren auf schadstoffarme Produkte achten, z. B. Farbe mit dem Umweltengel verwenden
- möglichst formaldehydfreie, schadstoffarme Möbel kaufen
- drinnen nicht rauchen.
Bestimmte Pflanzen sollen angeblich Schadstoffe aus der Luft filtern - schaden können sie zumindest nicht.
Verschwinden die Beschwerden übrigens nicht, auch wenn man sich über einen längeren Zeitraum woanders aufhält, beispielsweise im Urlaub ist, können andere Gründe als das Sick-Building-Syndrom dafür ursächlich sein. Auf jeden Fall sollte man zum Arzt gehen.