Grüne Pillen (Bild von Alex Flint via photocase.com)

Medikamentenabhängigkeit

Nicht mehr alles schlucken!

Dauerkopfschmerzen, Schlaflosigkeit, Nervosität – es gibt viele Gründe für den Griff zur Tablette. Zur kurzfristigen Linderung der Beschwerden kann die Einnahme von Schmerz- oder Beruhigungsmitteln durchaus sinnvoll sein. Doch wer, zum Beispiel aus Angst nicht leistungsfähig genug zu sein, immer wieder Pillen schluckt, dem drohen schwere körperliche Schädigungen!

Hand aufs Herz, hast du nicht auch schon mal zum Grippemittel gegriffen, statt deine Erkältung im Bett auszukurieren? Und wie war das mit den Beruhigungstropfen, die du vor dem wichtigen Test genommen hast?
Alles kein Problem, solange du die Präparate maßvoll einsetzt und weißt, dass sie meist nicht die Ursachen deiner Beschwerden bekämpfen, sondern nur vorübergehend die Symptome lindern. Wer jedoch Tabletten und Tröpfchen regelmäßig als „Dopingmittel für den Alltag“ einsetzt oder gar größere Probleme damit runterschlucken möchte, ist suchtgefährdet und riskiert gesundheitliche Probleme. Auch führen die (Neben-)Wirkungen der Medikamente nicht selten zu Unfällen im Straßenverkehr oder bei der Arbeit.

Wehret den Anfängen!

Viele „Pillen-Schlucker-Karrieren“ beginnen schon im Kindesalter: Nicht selten verabreichen Eltern ihren Sprösslingen vor der Schule Aufputsch- und vor dem Schlafengehen Beruhigungsmittel. Auch später gilt häufig: Wer in der Ausbildung nicht mit- und mit dem Leben nicht klarkommt, lässt sich die chemischen Helfer vom Arzt verordnen oder therapiert sich mit rezeptfreien Mittelchen selbst. Fast ein Drittel der Jugendlichen greift bereits im Alter zwischen zwölf und 17 Jahren, mehr oder weniger häufig zu Pillen: davon 21 Prozent zu Schlaf- und Beruhigungsmitteln und 60 Prozent zu Aufputschpräparaten.

Vor der Abhängigkeit steht zunächst der Medikamentenmissbrauch: Betroffen ist, wer zum Beispiel Tabletten oder Tröpfchen schluckt, um ein bestimmtes körperliches oder psychisches Befinden hervorzurufen, ohne tatsächlich krank zu sein oder wer Schmerzen häufiger als ein- bis dreimal monatlich und mit insgesamt mehr als vier bis zehn Tabletten bekämpft. Hier ist allerhöchste Vorsicht geboten, denn der Missbrauch von Medikamenten kann schnell zur Abhängigkeit führen!

Der Weg aus der Abhängigkeit

Freunde, Eltern oder Kollegen erkennen meist nicht, wenn jemand regelmäßig zur Tablette greift, denn Medikamentenabhängige fallen nicht durch lautes Gegröle oder eine regelmäßige Fahne auf, sondern ziehen sich oft mehr und mehr zurück.
Wenn du den Verdacht hast, jemand in deinem Umfeld kommt ohne Medikamente nicht mehr klar, frag doch mal nach, ob die Kopfschmerzen, die Allergie oder die Schlafprobleme deiner Freundin oder deines Kollegen schon besser geworden sind und was der oder die Betroffene dagegen unternimmt. Das Thema Sucht solltest du lieber nicht direkt ansprechen, denn viele Betroffene gestehen sich die eigene Abhängigkeit nicht ein. Statt mit der Tür ins Haus zu fallen, ist es oft leichter erstmal die Erkrankungen oder die Symptome, die zur Einnahme der Medikamente geführt haben, zum Thema zu machen. Da Medikamentenabhängige meist ihre Beschwerden als das eigentliche Problem betrachten, wirst du auf diesem Weg später leichter auch auf den Medikamentenkonsum zu sprechen kommen.

Natürlich kannst du weder einen Arzt noch einen Psychologen ersetzen, aber vielleicht kannst du ein offenes Ohr bieten und dem Betroffenen somit den Gang, zum Beispiel zu einer Beratungsstelle, erleichtern. Auch wenn du selbst medikamentenabhängig bist, findest du hier Hilfe.


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Betroffen sind
etwa 1,4 Millionen Menschen in Deutschland. Rund zwei Drittel sind Frauen, die körperlich oder psychisch von Medikamenten abhängig sind. Wegen der hohen Dunkelziffer liegt die Zahl der Abhängigen wahrscheinlich noch wesentlich höher.




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