Flugzeugschlepper im Einsatz

Bei Flugzeugschleppern gilt „Safety first“

Mit dem Jumbo huckepack

01.11.2006 - Frankfurt, Flughafen Rhein-Main. Auf dem Vorfeld steigt Jens Bayer gerade wieder in seinen Flugzeugschlepper. Auf dem Monitor erscheint bereits sein nächster Job. Eben hat er eine kleine Propellermaschine bewegt. Jetzt ist ein Airbus A 340 von seiner Parkposition zu schleppen. Seit elf Jahren schleppt der 42-Jährige Flugzeuge zu den Gates, oder pusht sie aus ihren Parkpositionen – ein Job, bei dem ein Höchstmaß an Sicherheit gefragt ist. Jeder Fehler könnte gewaltige Folgen nach sich ziehen, von Verspätungen im Flugbetrieb über Sachschäden in Millionenhöhe bis hin zu schweren Unfällen mit Toten und Verletzten.

Mit einem normalen Straßenfahrzeug hat ein Flugzeugschlepper wenig gemeinsam. Gut neun Meter lang und etwa 4,5 Meter breit ist so ein Fahrzeug, aber nur etwa 1,65 Meter hoch. Der Arbeitsplatz von Jens Bayer wirkt wie das Cockpit eines tiefer gelegten Lkw. Der Fahrer sitzt ganz flach über dem Asphalt. Ständig ist er per Funk mit der Vorfeldaufsicht im Tower und der Einsatzleitung verbunden.

Ältere Schlepper verfügen über rund 600 PS. Der neue, den der Frankfurter Flughafen für den A 380 anschafft, hat sogar 1.400 PS und kostet rund eine Million Euro. Schon beim Anlassen eines solchen Fahrzeugs wird deutlich, warum die Fahrer stets mit Schallschutz-Kopfhörern unterwegs sind.

Jens Bayer
Jens Bayer
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Flugzeugschlepperfahrer ist kein Beruf, den man direkt im Anschluss an die Schule erlernen kann. Die Fahrer, die Jens Bayer auch ausbildet, besitzen alle mindestens drei Jahre Erfahrung auf dem Flughafenvorfeld. Realschulabschluss, gute Kenntnisse über die Flughafencodes und ein Führerschein Klasse CE sowie Übung im Umgang mit schwerem Gerät sind weitere Voraussetzungen. Flugzeugschlepperfahrer werden im normalen Arbeitsalltag ausgebildet: 21 Tage fährt ein Fahrschüler im Wechselschichtdienst mit und lernt in dieser Zeit, was bei kleinen Propellermaschinen und was bei großen Frachtflugzeugen zu beachten ist.

„Was mich an meinem Beruf fasziniert ist die Geschwindigkeit“, sagt Jens Bayer. Das mag verwundern, denn Flugzeugschlepper fahren maximal 30 km/h. Was er meint ist die Abwechslung in seinem Beruf. „Es wird von jedem Präzision verlangt.“ Der Flughafen in Frankfurt ist einer der engsten in Europa. Die hohe Verkehrsdichte erfordert harmonisierte Abläufe.

Die meisten Schleppfahrzeuge auf dem Frankfurter Flughafen sind so genannte Stangenschlepper. Sie werden mit den Flugzeugen mit einer Stange verbunden und können diese so rangieren. Das Fahrzeug, das Bayer heute fährt, ist ein stangenloser Schlepper. Er nimmt das tonnenschwere Flugzeug huckepack: Er rollt mit seinem Schlepper vorsichtig rückwärts auf das Bugfahrwerk zu, nimmt das Bugrad zwischen die Flanken am Heck des Schleppers. Zwei Greifarme umschließen das Rad, auf Knopfdruck schiebt sich eine Plattform unter die Reifen und hebt sie an.

Schlepper von hinten
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Am besten ist es, wenn die Passagiere gar nicht merken, wann das Schleppmanöver losgeht und wann das Flugzeug stehen bleibt. „Gas geben kann jeder“, sagt Jens Bayer. Ein Flugzeugschlepper müsse „mehr Gefühl im Bremspedal als im Gaspedal haben“. Bei seinem Job muss sich der Schlepperfahrer an die allgemeinen Regeln der StVO halten, aber auch die besonderen Vorschriften der Flughafenbenutzungsordnung beachten. Was von der Aussichtsplatzform als wildes Durcheinanderfahren auf dem Vorfeld aussieht, ist sehr klar geordnet. Es gibt genaue Fahrstraßen, die mit Linien markiert sind und die Rollbahnen dürfen nur in bestimmten Korridoren überfahren werden.

„Flugverkehr hat Vorrang“ lautet das oberste Gebot. Schließlich kann ein Jumbo in voller Fahrt nicht mal eben stoppen oder ausweichen. Ansonsten hat Schlepperfahrer Jens Bayer auch einige persönliche Grundregeln für seine Sicherheit: „Keine Hektik aufkommen lassen, Augen auf, keine Routine einkehren lassen, möglichst immer ausgeschlafen sein und kein Alkohol“. Wenn Jens Bayer nach seiner Schicht wieder ins Auto steigt, ist es immer eine Umstellung. Doch auch Autofahren im Straßenverkehr braucht höchste Konzentration.
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