Motorrad-Trial

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Balanceakt: Starke Frauen auf zwei Rädern

11.05.2007 - Über zwei überdimensionale Treppenstufen führt eine schmale Bahn den Hang hinauf. Rote Pfeile markieren rechts und links die Strecke. Zwischen den Pfeilen muss Rosita Leotta durch, dann oben eine spitze Kehre nehmen und wieder den Hang hinunter. Die 17-Jährige steuert mit viel Gefühl und Geschick ihre 2-Takt-Maschine durch die Sektion. Nur einmal muss sie kurz den Fuß absetzen. Ein Strafpunkt. Dennoch ist die hübsche Deutsch-Italienerin an diesem Wochenende mit den ersten beiden Läufen zur Deutschen Frauenmeisterschaft im Motorrad-Trial nicht zu schlagen.

Bei Trials (Engl.: Prüfungen) geht es um Geschicklichkeit. In schwerem Gelände sind Strecken markiert, die durchfahren werden müssen. Die gefahrene Zeit spielt für die Platzierung keine Rolle. Allein die Zahl der Strafpunkte gibt den Ausschlag. Die Strecken der einzelnen Sektionen führen beispielsweise durch Gräben und Morast, über Wurzeln, Steine und bis zu 1,80 Meter hohe Stufen. Um Bäume oder andere Hindernisse herum sind enge Kehren zu meistern.

Wer in einer Sektion mit einem Fuß den Boden berührt, kassiert einen Fehlerpunkt. Zweimal den Fuß am Boden kostet zwei Strafpunkte, bei drei und mehr Bodenberührungen gibt es drei Strafpunkte. Die schlechteste Wertung einer Sektion sind fünf Punkte, etwa wenn der Motor aus geht und man den Fuß am Boden hat, bei einem Sturz, wenn man zurückrollt, eine Streckenmarkierung beschädigt oder falsch durch Markierungen fährt.

Acht Sektionen hat Rositas Stiefvater Helmut Speth für jeden der beiden Wettkampftage aufgebaut. Der Vorsitzende des Motorsport-Clubs Großheubach ist Trainer und Förderer der 17-jährigen Wirtschaftsschülerin. Trotz ihrer Jugend ist sie schon eine ganz erfahrene Trial-Fahrerin. Seit sie acht Jahre alt ist, betreibt sie den Geschicklichkeitssport. 2003 und 2005 war sie mit dem deutschen Team Mannschaftsweltmeisterin und 2005 belegte sie in der Einzel-WM den 3. Platz. Erstmals gibt es in diesem Jahr eine eigene deutsche Trial-Frauenmeisterschaft. Ansonsten sei Trial aber auch eine schöne Gelegenheit für Mädchen, mal die Jungs hinter sich lassen zu können, sagt die 17-Jährige schmunzelnd. „Das ist halt das Faszinierende, dass es um Geschicklichkeit geht, nicht um Kraft oder Schnelligkeit.“

Auf der Straße fährt Rosita Leotta nicht. Sie hat zwar mit 16 Jahren den 125-er-Führerschein gemacht, aber nur um international Trial-Wettkämpfe bestreiten zu können, denn da ist ein Führerschein vorgeschrieben. Zudem ist ihre Trialmaschine so für ihren Sport präpariert, dass sie nicht mehr für den Straßenverkehr zulässig ist. Trial und Straßenverkehr seien auch zwei ganz verschiedene Welten, erklärt sie. „Wenn du Trial fährst, fährst du nur für dich alleine. Auf der Straße musst du auf die anderen achten, auf Verkehrsregeln und Verkehrszeichen. Das ist schon der krasse Gegensatz.“ Zurzeit büffelt sie Theorie für den Pkw-Führerschein. Danach werden dann auch die Fahrstunden kommen. Im November wird sie 18.

Passiert ist ihr erst einmal etwas Ernsteres. Da hatte sie sich bei einem Sturz eine Rippe gebrochen. „Trial ist kein gefährlicher Sport“, sagt sie. „Da ist Enduro oder Motocross gefährlicher.“ Zudem sorgt sie mit der entsprechenden Ausrüstung und gewissenhafter Vorbereitung dafür, dass sie sicher fährt und zu den besten Fahrerinnen der Welt gehört. Helm, Handschuhe, Stiefel und langärmelige Kleidung sind für sie selbstverständlich, auch bei großer Hitze wie an diesem Wettkampfwochenende. Sinnvoll sind auch Knieschoner und ein Rückenprotector, erklärt sie. Kondition ist für den Trial-Sport sehr wichtig, um die schwere Maschine optimal zu beherrschen. Und Rosita Leotta legt wert auf eine richtige Aufwärmphase mit Dehnübungen. „Du kannst nicht sofort losfahren. Es ist wichtig, das Motorrad warmzufahren und sich auch selbst warmzufahren.“ Ein Tipp, den auch jeder Straßenfahrer beherzigen sollte.

Mehr über Rosita Leotta gibt es unter www.rositaleotta.de, mehr zum Trial-Sport unter www.trialbilder.de.
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