Bettina Hoy auf ihrem Wallach

Tierisch sicher unterwegs

Bettina Hoy und Ringwood Cockatoo auf Tour

24.06.07 - Für Bettina Hoy ist ihr 16 Jahre alter irischer Wallach Ringwood Cockatoo „mit Geld fast nicht zu bezahlen“. Die Mannschaftsweltmeisterin der Vielseitigkeitsreiter von 2006 ist rund 100 Tage im Jahr mit ihrem Mann Andrew und vier bis acht Pferden unterwegs von Turnier zu Turnier. Sicherheit hat dabei oberste Priorität. Denn Pferde – und Reiter – sollen sicher und möglichst entspannt ankommen und bei den Reitevents Höchstleistungen bringen können.

Pferde und Reiter reisen zusammen in einem großen Truck. Meist sitzt Ehemann Andrew am Steuer. Aber auch Bettina Hoy hat einen Lkw-Führerschein und löst ihren Mann ab, wenn er müde ist. Nicht nur die Fahrer, auch die Pferde brauchen regelmäßige Pausen. Spätestens alle vier bis fünf Stunden werden die Pferde dabei auch vom Truck geholt und etwas an der Leine geführt. Denn im Fahrzeug selbst gibt es für sie nur wenig Bewegungsfreiheit: Seitlich haben sie zwischen zwei Trennwänden ca. 90 – 100 cm Platz, allerdings werden sie rechts und links angebunden, damit sie sich nicht verletzen. Ein Futtertrog in der Box, mehr brauchen die Pferde nicht.

Fast jedes Wochenende sind die Hoys so unterwegs. Rund 30.000 Kilometer im Jahr reisen sie quer durch Europa. „Wir fühlen uns in dem Lkw wie zu Hause“, erklärt Bettina Hoy lächelnd. 14 komfortabel eingerichtete Quadratmeter stehen ihnen im Wohn- und Schlafbereich zur Verfügung. Zwölf Meter lang und fast vier Meter hoch ist der 420 PS starke Truck.

Der Pferdetransporter
Doch nicht nur bei der Anreise, sondern auch in ihrem Sport spielt für Bettina Hoy Sicherheit eine wichtige Rolle. Denn im Vielseitigkeitsreiten kam es in der Vergangenheit wiederholt zu schweren Stürzen mit schlimmen Verletzungen und sogar Todesopfern. Neben der Dressur und dem Springen ist gerade der Geländeritt eine sehr anspruchsvolle Disziplin des früher „Military“ genannten Sports. Bettina Hoy versucht daher, ihre „eigene Fitness so groß wie möglich zu halten. Jeden Vormittag arbeitet sie mit bzw. auf ihren Pferden. Außerdem geht sie drei- bis viermal pro Woche ins Fitnessstudio. „Je fitter man selbst ist, desto weniger kann einem passieren“, sagt die Profireiterin.

Schlimme Verletzung habe sie bislang kaum gehabt: ein Beinbruch als Kind, ein Bänderanriss, eine Schulterverletzung und ein paar leichten Gehirnerschütterungen. Als Kind habe sie gelernt zu fallen, denn da falle man viel häufiger herunter. „Das geht dann in Fleisch und Blut über“, erläutert sie. Außerdem schützt sie sich durch eine professionelle Ausrüstung: Ihr Reiterhelm, so erklärt sie, sehe zwar immer noch ungefähr so aus, wie ein Helm vor 20 Jahren, aber es gebe heute sehr genaue Materialkontrollen und scharfe Tests. Für den Geländeritt trägt sie einen besonderen Rückenschutz – wesentlich dicker als die Rückenprotektoren von Motorradfahrern. „Die wären für uns nicht gut genug, sagt sie.

Der wichtigste Schutz ist für die Vielseitigkeitsreiterin ihre Erfahrung und Umsicht. „Ich würde nie in eine Prüfung gehen, die ich nicht bewältigen kann“, sagt sie. „Das wäre genauso, als würde ich mich in ein Formel-1-Auto setzen und dann ein Rennen fahren.“ So kommt es vor, dass sie bei einem Turnier nicht zum Geländeritt antritt, wenn etwa die Bodenverhältnisse zu gefährlich sind oder die Prüfung für den aktuellen Leistungsstand ihres Pferdes zu schwierig ist. „Ich habe es nie bereut zu sagen, heute reite ich nicht“, sagt sie. Die Einstellung „Es wird schon nichts passieren“ sei ihr viel zu gefährlich, das Risiko, dass sie oder ihr wertvolles Pferd sich verletzen, sei einfach zu groß.

Gerade im Gelände sei es gefährlich, zu schnell zu reiten und dem Pferd keine Chance zu geben, Fehler auszugleichen. Dann drohe ein Sturz. Als Trainerin versucht Bettina Hoy ihre Erfahrung jungen Vielseitigkeitsreitern weiterzugeben und ihnen die nötige Übersicht zu vermitteln. Langsam führt sie die Nachwuchs an immer schwierigere Prüfungen heran, mit denen Anforderungen und Tempo größer werden. Das sei wie beim Autofahren, meint die Profireiterin. Wenn man den Führerschein bekomme, könne man zwar fahren, sicher und souverän sei man dann aber noch lange nicht.
 | Übersicht

Zum Anfang der Seite springen
 


 
Druckversion
Diese Seite empfehlen




Home  |  Sitemap  |  Kontakt  |  Impressum  | Textversion